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CC0 SimonHeute feiert das Unternehmen Google seinen zwanzigsten Geburtstag. Google startete im Silicon Valley mit einer Suchmaschine. Wer zu der Zeit im Netz war, freute sich über eine bessere Alternative zu den Platzhirschen Yahoo und Altavista.
Google dominiert wichtige Teile des Netzes
20 Jahre später dominiert Google bedeutende Teile des Netzes. Bei der Suche hat der Konzern einen weltweiten Marktanteil von 80 Prozent, in Deutschland kommt die Suchmaschine sogar auf über 90 Prozent Marktanteil. Es soll noch einzelne Länder geben, die mehrheitlich lieber mit Yahoo oder Bing ihre Inhalte im Netz finden. Auch gibt es in Russland Yandex und in China Baidu. Doch global ist Google der Champion.
Google hatte zudem durch den frühen Aufkauf von Youtube zeitweise ein de-facto-Monopol auf Video im Netz. Auch wenn Konkurrenten wie Netflix oder Amazon Prime dagegen vorgehen, bleibt Youtube der Platzhirsch unter denjenigen, die direkt und ohne Umwege per Video kommunizieren oder zusehen wollen. 91 Prozent der 14-29-jährigen schauen laut ARD-ZDF-Onlinestudie Videos auf Portalen wie Youtube. Chrome ist in vielen Märkten der meistgenutzte Browser. Beim Navigieren mit Karte liegt Google-Maps weit vor allen anderen. Nur bei der Einführung von Streetview gab es zumindest in Deutschland seinerzeit Bedenken.
Google ist mittlerweile das wohl mächtigste Unternehmen in einer Reihe von nur noch einer Handvoll US-Konzernen, die weite Teile unserer neuen Öffentlichkeiten im Netz kontrollieren. Diese Unternehmen definieren einseitig durch intransparente Codes, Algorithmen und Standards, wie wir heute und vor allem zukünftig miteinander kommunizieren werden. Dafür braucht es dringend mehr demokratische Kontrolle.
Und dann ist das Monopol im Smartphone-Markt. Mit Android hat Google rund 90 Prozent des Marktes unter Kontrolle, etwas Wettbewerb gibt es nur noch durch Apple. Die teuren Geräte aus Cupertino können sich aber nicht alle leisten. Im Markt der Online-Werbung gibt es nur Facebook als ernstzunehmenden Konkurrenten. Gerade da wird derzeit das Geld verdient. Und damit kann Google massiv in neue Märkte und in die Erforschung neuer Technologien investieren, womit die eigene Marktstellung noch weiter ausgebaut werden kann.
Schon vor der Bildung der neuen Holding mit dem Namen Alphabet Inc. vor drei Jahren hat sich der Kurs von Google gewandelt: Der Datenkonzern investierte massiv in die Forschung und Umsetzung von Technologien der Künstlichen Intelligenz und steuerte zeitgleich einen Markt an, der unser Zusammenleben in den Städten grundlegend verändern wird. Mit Waymo gründete Google eine Tochter, die nicht nur assistiert fahrende Fahrzeuge massentauglich und mit hohem Sicherheitsversprechen auf die Straße bringt, sondern die sukzessive die Datenbasis des Konzerns auf die physische Welt ausweiten wird. Erst jüngst kündige Waymo an, mit Uber und Lyft in Konkurrenz treten zu wollen – die können sich schon mal warm anziehen. Die Alphabet-Tochter Sidewalk Labs will in Toronto gleich als Test ein neues Stadtviertel für ihre Kontroll-Infrastrukturen bauen.
Monopole haben leider einen Preis
Google bietet gute und einfach zu nutzende Services meist kostenlos an, aber das hat seinen Preis. Mit jedem Klick machen wir das Unternehmen reicher, weil dessen Datenbestand größer wird und in Verbindung mit Technologien der Künstlichen Intelligenz Google besser und damit wertvoller macht. Mit jedem Klick gewöhnen wir uns weiter an die Produkte und Services. Irgendwann hat das Unternehmen so viel über unsere Angewohnheiten gesammelt, dass es den Nutzenden schwer fallen wird, zu einer Konkurrenz zu wechseln und neu zu starten.
Eine Quasi-Monopolstellung wie jene von Google hat ihren Preis: Neue Wettbewerber haben es immer schwerer, als Konkurrenten in dieselben Märkte einzusteigen. Als Google auf den Markt kam, konnten Mitbewerber wie Yahoo und Altavista nicht einfach ihre Suche am selbstentwickelten Handybetriebssystem vorinstallieren und dadurch noch dominanter werden. Google bei der Online-Suche zu überholen, erscheint heute fast unmöglich. Umso wichtiger ist es, eine umfassende Debatte über die Regulierung der Datenkonzerne zu beginnen.
Statt Kuchen: Zeit für Alternativen
Doch schon bevor die Regulierungswalze anrollt, sind Alternativen zum Monopol verfügbar. Datenschutzfreundlichere Suchmaschinen sind beispielsweise DuckDuckGo, Metager oder Startpage. Für datenschutzfreundlichere e-Mail-Provider nimmt man statt Google-Mail und GMail lieber Anbieter wie Posteo oder Mailbox. Die kosten zwar etwas, dafür bekommt man besseren Service und vor allem mehr Privatsphäre. Wer sich mit IT auskennt, nutzt offene Android-Alternativen wie Lineage OS. Die kosten zwar mehr Arbeit, schicken aber deutlich weniger Daten an Google. Für Kartenmaterial bietet sich die offene Community OpenStreetMap an. Und für Alternativen zum Chrome-Browser empfehlen wir wahlweise Firefox oder die offene Chromium-Alternative.
Gegen Online-Tracking durch Werbeanbieter wie Google schützt man sich unter anderem durch Anti-Tracking-Browser-Plugins. Diese stellen wir mit weiteren Tipps und Tricks zur digitalen Selbstverteidigung übrigens in unserem ausführlichen Dossier zum Thema vor.
Was zu sagen bleibt: Danke Google für 20 Jahre an schönen Produkten, die nicht nur zeigen, was geht, sondern von den Massen gewollt werden. Monopole stützen sich auch auf unsere Bequemlichkeit – den Unwillen vieler, für besseren Schutz ihrer Daten und Privatsphäre aktiv zu werden. Es wird Zeit, sich etwas zu bewegen. Denn zuviel Macht tut uns allen nicht gut und wir werden es zukünftig wahrscheinlich bereuen.
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